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Vienna Calling: Mit Sebastian Kurz in Wien

Sebastian Kurz in Wien © Anne Hufnagl

In der Limousine zum Hotel
In der Limousine zum Hotel

Leere Straßen, geisterhafte Ruhe. Alles dicht. Wien, generell schon für seinen Hang zum Morbiden bekannt, lag still im kompletten Corona-Lockdown, als ich für Fotos von Sebastian Kurz, damals noch amtierender Kanzler Österreichs, an einem sonnigen Tag im April 2021 aufschlug.

Für die Einreise war allerlei Papierkram nötig. Ein aktueller PCR-Test natürlich, aber beispielsweise auch eine Bestätigung dafür, dass ich ausschließlich zu unaufschiebbaren Arbeitszwecken ins Land wollte. "ÖVP" stand als Ansprechpartner hierzu auf meinem Zettel. Am Ausgang des Flughafens wartete eine junge Frau auf mich. "Ich bin Ihr Shuttle, Willkommen in Wien!" In einer schwarzen Limousine ging es durch die menschenleere Hauptstadt zum Hotel. Meine Fahrerin erzählte mir, vor Corona habe sich ihr Fahrservice auf das Shutteln von Musikern und Crews zu Konzerten spezialisiert. "Jetzt fahren wir Pakete aus." "Und mich", dachte ich. Ich war ja auch so ein komisches Päckchen. 

Kurz' Fotos sollten in einem großen TV-Studio gemacht werden, in dem der Kanzler später am Abend ein Interview mit ThePioneer-Gründer Gabor Steingart aufzeichnen würde. Ich war früh dran, denn ich wollte mir vorab alles vor Ort zeigen lassen, um in der Viertelstunde Fotozeit, die für meine Aufnahmen eingeplant war, etwas Brauchbares hinzuzaubern. Die Möglichkeiten waren ernüchternd: Es gab das bereits aufgebaute TV-Set - wie für TV-Sets üblich war es brechend hell ausgeleuchtet, mit einer riesigen, bunten LED-Wand im Hintergrund. Für die Art von Porträts, die ich von Kurz im Kopf hatte, war das Set als Hintergrund nicht zu gebrauchen. Ein zum Schminkset umgebauter Aufenthaltsraum, in dem der Kanzler kurz vor der TV-Aufzeichnung geschminkt werden sollte, erschien mir schon passender. Vielleicht würde es möglich sein, Porträts dort im Schminklicht zu machen. Hinter den Kulissen, quasi. Der Gedanke, Sebastian Kurz irgendwie "hinter der Fassade" abzulichten, in jedem Sinne, hing mir schon seit meiner Abreise aus Berlin an. Und das war es dann auch schon an möglichen Fotospots. Der Rest des Gebäudes bestand aus endlosen weißen Studio-Fluren und weiteren weißen Aufenthaltsräumen, alle fein säuberlich LED-ausgeleuchtet. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, gut versteckt hinter den TV-Aufbauten, einige große Technik-Cases und Vorhänge in einer Art Rumpel-Ecke, die allerdings komplett im Dunkeln lag. Das würde für Fotos wohl kaum funktionieren. Einen weiteren Corona-Test und mehrere Flaschen Cola Zero später, wurde es hektisch im Crew-Bereich. "Gleich kommt er an!"

Sebastian Kurz bei Ankunft am TV-Studio © Anne Hufnagl

Sebastian Kurz bei Ankunft am TV-Studio © Anne Hufnagl

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