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Sitzen Sie richtig? Chair-Work vor Kameras

Sitzen Sie richtig?

Tipps für Chair-Work vor Kameras und auf Panels


In der Welt der visuellen Kommunikation stehen CEOs und Politiker oft im Rampenlicht – sei es bei einem Fernsehinterview, einer Podiumsdiskussion oder einer Online-Konferenz. Während viel Augenmerk auf den stehenden Auftritt gelegt wird, wird die "Chair-Work", also das Verhalten und die Haltung im Sitzen, oft massiv unterschätzt. Dabei ist sie ein entscheidender Faktor für die Wahrnehmung durch das Publikum.

 

Das Sitzen vor der Kamera birgt zahlreiche Fallstricke, die die beabsichtigte Botschaft untergraben können:

  • Der "Schrumpel-Effekt": Ein zu entspanntes oder in sich zusammengesacktes Sitzen lässt Sie kleiner, unsicherer oder sogar desinteressiert wirken.
  • Kleidung: Im Sitzen verhält sich Kleidung anders als im Stehen. Falten, Verrutschen oder unvorteilhafte Schnitte werden im Sitzen oft deutlicher sichtbar.
  • Die "Barriere": Das Verschränken der Arme oder Beine kann vom Publikum als Abwehrhaltung oder Verschlossenheit interpretiert werden, selbst wenn es nur eine bequeme Position ist.
  • Der "Falsche Winkel": Eine ungünstige Körperausrichtung zum Interviewer oder zur Kamera kann Desinteresse oder Arroganz vermitteln.
  • Das "Bulldoggen-Gesicht" im Hintergrund: Die Gefahr, in Momenten, in denen man nicht aktiv am Gespräch teilnimmt, im Hintergrund für Zuschauer und Kameras jedoch zu sehen ist, in einen bestenfalls lediglich abwesenden, schlimmstenfalls missbilligenden oder genervten Gesichtsausdruck zu verfallen.
  • Der "Blick-Wanderer": Ein umherschweifender Blick oder das Meiden des direkten Augenkontakts zur Kamera lässt Sie unsicher oder gar unehrlich erscheinen.

Da ein Großteil der Kommunikation nonverbal stattfindet, sendet man mit der eigenen Sitzhaltung permanent Signale aus. Sie kann unbewusst über Glaubwürdigkeit, Autorität, Souveränität und Authentizität entscheiden, und schlicht und ergreifend auch die empfundene Sympathie der Zuschauer maßgeblich beeinflussen. 

 

Aber wie sitzt man denn nun richtig, ohne dabei steif und unnatürlich zu wirken? Welche Tricks gibt es dafür?

  • Aufrechte, aber entspannte Haltung: Setzen Sie sich mit geradem Rücken, die Schultern leicht zurück und entspannt. Stellen Sie sich vor, ein Faden zieht Sie sanft am Scheitel nach oben.
  • Sitzposition eher an der vorderen Kante des Stuhls oder Sessels - hierdurch vermeiden Sie ein "Zurücksinken" in das Sitzmöbel und sind zugleich gezwungen, eine ausbalancierte und gerade Körperhaltung einzunehmen. Das ist zugegeben weniger bequem als die Sonntags-im-Sessel-Lümmelvariante, aber es sieht dafür auch sehr viel besser aus.
  • Hände sichtbar und offen: Legen Sie die Hände locker auf den Oberschenkeln ab oder nutzen Sie sie für gezielte, offene Gesten. Vermeiden Sie es, die Hände unter dem Tisch zu verstecken oder zu verkrampfen.
  • Leichte Vorneigung: Eine minimale Vorneigung des Oberkörpers (ein paar Grad) signalisiert Aufmerksamkeit und Engagement.
  • Blickkontakt zur Kamera/Interviewer: Halten Sie einen direkten, ruhigen Blickkontakt. Wenn Sie zu mehreren Kameras sprechen, verteilen Sie Ihren Blick gleichmäßig.
  • Gezielte, ruhige Gesten: Wenn Sie gestikulieren, tun Sie dies bewusst und im Einklang mit Ihren Aussagen. Vermeiden Sie fahrige oder übertriebene Bewegungen.
  • Atmung zur Beruhigung: Eine tiefe, ruhige Bauchatmung hilft, innere Anspannung zu reduzieren, die sich sonst in unruhiger Körpersprache manifestieren könnte.

Die bewusste Beherrschung der Chair-Work ist eine feine, aber mächtige Nuance in der visuellen Kommunikation. Sie kann den entscheidenden Unterschied machen, ob Sie als souverän, vertrauenswürdig und kompetent wahrgenommen werden oder ob unbewusste Signale Ihre Botschaft sabotieren. Und wie schade wäre das denn bitte! Deshalb: Trockenübungen im stillen Kämmerlein mit Sesseln und Stühlen helfen; auch die Analyse bisheriger Auftritte im Sitzen hilft, um Probleme zu erkennen und gegenzusteuern. Es mag im ersten Moment lächerlich wirken, aber die Sitzposition macht so, so viel in der Gesamtwirkung aus. Nutzen Sie das!

 

Herzlichst,

Ihre Anne Hufnagl

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